Am Samstag dem 6. Juli wartete eine Gruppe Antifaschist:innen am Vortreffpunkt am Ostkreuz in Berlin darauf gemeinsam auf die „Nach den Rechten schauen“ Demo in Marzahn Hellersdorf fahren zu können. Gegen 16:10 kommt eine Gruppe von rund 20 Nazis auf diese Menschen zu. Sie sind komplett vermummt, die vorderste Reihe trägt schwarze Trainingsanzüge. Sie sind bewaffnet mit Holzknüppeln, Schlagstöcken, Handschuhen und Pfefferspray. Geschlossen prügeln sie auf die Gruppe Antifaschist:innen ein. Selbst auf die schon am Boden liegenden wird weiter eingetreten. So schnell wie sie kamen verschwanden sie. Einige Antifaschist:innen mussten sogar rettungsdienstlich versorgt werden, während die Bahnhofspolizei nichtstuend an der Seite stand.
Zwei Stunden später bekennt sich die faschistische Kleinstpartei „Dritter Weg“ und dessen Jugendorganisation „NRJ“ auf der Social Media Plattform X zu dem Angriff.
So schockierend, wie dieser Angriff zuerst wirkt, zeigt er einmal mehr, auf was wir uns in den kommenden Jahren einstellen müssen. Es ist eben nicht nur die AfD, welche in der jüngsten Vergangenheit massenhaft Zuwachs verzeichnen und ihren Einfluss in der Bevölkerung ausweiten konnte. Die gesamte faschistische Bewegung, vom parlamentarischen Arm der AfD, militanten Kaderorganisation wie dem III. Weg oder der türkische Faschismus in Form der Grauen Wölfe, gewinnen in den letzten Jahren an Selbstbewusstsein.
Die faschistische Gefahr beschränkt sich schon lange nicht mehr auf kleine Dörfer am Rande der Provinz. Sie findet mit Angriffen auf CSDs in Dresden, dem Angriff auf linke Zentren wie dem Sozialen Zentrum Clara Zetkin in Leipzig oder dem organisierten Naziangriff auf Antifaschist:innen in Berlin bereits seit Längerem ihren Einzug in die Großstädte.
Die Wahlergebnisse der AfD in den Europa- und Kommunalwahlen, die sich häufenden Angriffe auf Migrant:innen und Antifaschist:innen und das immer härtere Vorgehen des deutschen Staates gegen antifaschistischen Widerstand wie im Falle von Majas Auslieferung zeigen uns vor allem eins: Antifaschistischer Widerstand bleibt notwendig und legitim. Das haben uns die Proteste und Blockaden zum AfD-Parteitag in Essen gezeigt, Andererseits sehen wir an dem Erstarken der gesamten faschistischen Bewegung eben auch, dass sich unser antifaschistischer Protest nicht nur auf die AfD beschränken darf.
Wenn wir dem Aufschwung des Faschismus etwas entgegensetzen wollen, dann dürfen wir uns weder vom deutschen Staat, seinen Gesetzen oder sonst wen Grenzen setzen lassen.
Antifaschismus bleibt notwendig! Wir lassen uns nicht kleinkriegen, weder von Staat, Polizei noch Faschos! Wir wünschen den Verletzten dieses Angriffs ganz viel Kraft und eine schnelle Genesung. Ihr seid nicht allein!