Für gerechte Bildung im Sozialismus!

Ob Schüler:innen, Auszubildende oder Studierende – fast alle jungen Menschen verbringen große Teile ihres Lebens in Bildungsinstitutionen, bevor sie als „freie“ Arbeiter:innen auf dem Markt ihre Arbeitskraft verkaufen müssen. Für uns als Jugend- und Schüler:innenorganisation ist es daher enorm wichtig, sich mit der Schule und Bildung auseinander zu setzen und zu verstehen, welche Funktion diese im Kapitalismus haben und wie wir sie uns in einem gerechten System, im Sozialismus, vorstellen.

Individualistische Bildung im Kapitalismus

Im Kapitalismus liegen nicht nur die Produktionsmittel, also Gebäude oder Maschinen, in den Händen der Kapitalist:innen. Auch der Staat und damit das Bildungssystem muss sich ihnen und ihren Interessen unterwerfen. Alles was uns in der Schule beigebracht wird – dazu zählt die bürgerliche Ideologie, sowie die Eigenschaften, die uns anerzogen werden – soll uns auf unsere spätere Rolle im kapitalistischen System vorbereiten. Schulen sind also keineswegs „neutrale Orte“ – weder gesellschaftlich noch politisch.

Diese Rolle, in die wir gezwängt werden, ist die eines gehorsamen, individualistischen Arbeiters oder Arbeiterin, die ihre Arbeitskraft ohne Widerspruch oder Widerstand an die Kapitalist:innen verkaufen soll. Sie soll keinen Gedanken daran verschwenden, an eine andere Welt zu glauben, die aus mehr besteht, als 12-13 Jahre in der Schule zu büffeln, nur um dann 40 Jahre lang für einen Hungerlohn arbeiten zu gehen. Das kapitalistische System soll unhinterfragt bleiben und uns ein stumpfer Glauben an die Richtigkeit und Unüberwindlichkeit des Kapitalismus eingetrichtert werden. Dieser Glaube wird uns auch direkt im Unterricht vermittelt, wenn uns davon erzählt wird, wie die „freie Marktwirtschaft“ Wohlstand für alle bedeute und die „freiheitlich demokratische Grundordnung“ Freiheit und Gleichheit bringe. Planwirtschaft, Sozialismus oder Revolution werden dagegen mit Wirtschaftskrisen, Diktaturen und Krieg gleichgesetzt.

Aber auch die Art und Weise und mit welchen Methoden uns der Lerninhalt beigebracht wird, zielt darauf ab, uns bestimmte Eigenschaften anzuerziehen. Durch Frontalunterricht und die Lehrkraft als Autoritätsperson, die nicht in Frage gestellt oder kritisiert werden darf, sollen wir daran gewöhnt werden, dass es bestimmte Menschen gibt, denen man zu gehorchen hat und die zwangsläufig Recht haben – ähnlich wie es dann auch später im Betrieb gegenüber dem Chef sein soll. Durch Schulnoten sollen wir in Konkurrenz zu unseren Mitschüler:innen stehen und Neid empfinden, sobald andere besser abschneiden als wir.

Die Schule schafft zudem eine Spaltung der Arbeiter:innenklasse. Besonders kennzeichnend für das deutsche Bildungssystem ist dabei seine Mehrgliedrigkeit. Bereits nach der 4. beziehungsweise 6. Klasse werden wir Schüler:innen aufgeteilt. Die Leistungen die Schüler:innen in der Schule erbringen hängen jedoch bewiesenermaßen stark von der ökonomischen Situation der Eltern abhängig. Auch Faktoren, wie Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion kommen hinzu, sodass besonders Schüler:innen, die einen Migrationshintergrund haben, benachteiligt werden. Die angebliche Chancengleichheit im Bildungssystem der BRD entpuppt sich als eine kapitalistische Lüge.

Solidarität und Zusammenarbeit im Sozialismus

Wenn nun aber Bildung im Kapitalismus nur der Aufrechterhaltung des Systems und der Vorbereitung auf unsere spätere Ausbeutung durch die Kapitalist:innen dient, wie kann dann eine Bildung aussehen, die tatsächlich unseren Bedürfnissen entspricht?

Eine bedürfnisorientierte Bildung ist erst in einer anderen Gesellschaft möglich, in welcher die gesellschaftlichen Bedürfnisse Leitlinie für Wirtschaft, Politik und Bildung sind. In der nicht der Profit und Reichtum einer kleinen Minderheit oberste Priorität hat, sondern die Wünsche und Bedürfnisse der Mehrheit der Gesellschaft, von uns Arbeiter:innen. Diese Gesellschaft ist der Sozialismus.

Das oberste Ziel des Bildungswesen im Sozialismus wird sein, die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Anstatt uns zu fügsamen und gehorsamen Arbeiter:innen zu machen, die kein Wenn-und-Aber von sich geben, werden Menschen in einer sozialistischen Gesellschaft zu selbstdenkenden Individuen erzogen werden. Ziel ist es nun nicht mehr nach der Schullaufbahn eine große Karriere zu starten, sondern seine Fähigkeiten und Talente zu erkennen, zu fördern und sie in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Schulen sollen Orte sein, die nicht mehr Quelle kapitalistischen Konkurrenzdenkens und Vergleichens sind, sondern Orte, an denen wir uns frei entfalten können, Solidarität üben und das gemeinsame Lernen, Fördern und Entwickeln im Vordergrund stehen.

Das mehrgliedrige Bildungssystem und der Bildungsföderalismus wird abgeschafft. An dessen Stelle tritt ein einheitliches Bildungssystem, welches bundesweit organisiert ist und nicht mehr „Ländersache“ ist. Damit soll so vielen Teilen der Gesellschaft wie nur möglich ein Zugang zur Bildung ermöglicht und regionalen Unterschieden entgegengewirkt werden.

Der Zugang zu Bildung wird mit dem Voranschreiten der Produktivität der Gesellschaft für immer breitere Teile der Gesellschaft geöffnet werden, um schlussendlich alle Ungleichheiten aus dem Weg zu räumen und Bildung zu einem kostenfreien Gut zu machen.

Auch mit typisch kapitalistischen Lehrmethoden wird gebrochen. Die Vermittlung von reinem Buchwissen und schablonenhaftes Lernen wird ersetzt durch im realen Leben anwendbares Wissen. Anstatt den ganzen Tag nur hinter der Schulbank zu pauken, werden wir die gelernten Inhalte auch in die Praxis umsetzen und die unnatürliche Trennung zwischen Unterrichtsinhalt und praktischer Arbeit aufheben.

Auch die strikte Trennung zwischen Lernenden und Lehrenden wird beseitigt werden. An die Stelle von einem bevormundenden Frontalunterricht, tritt eine genossenschaftliche und revolutionäre Atmosphäre, in welcher beide Seiten voneinander lernen können und auch Schüler:innen bewusster Teil des Lehrprozesses werden, indem sie ihren Mitschüler:innen den Stoff näher bringen.

Doch Bildung wird im Sozialismus nicht mit der Pausenglocke beginnen und enden. Auch außerhalb der Schulen müssen Bildungsangebote und -einrichtungen geschaffen werden, um den Zugang zu davor vorenthaltener Wissenschaft, Kunst und Kultur zu ermöglichen und eine Gesellschaft aufzubauen, die sich stets weiterentwickelt und bildet.

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