Warum sprechen wir davon, dass es notwendig ist, sich als Jugendliche zu organisieren?
Als Jugendliche nehmen wir eine besondere Rolle in der kapitalistischen Gesellschaft ein. Wir sind die nächste Generation von Arbeiter:innen, die das System am Laufen halten sollen und werden deshalb bereits im frühen Alter zu fügsamen und gehorsamen Menschen erzogen. In der Schule sind es die Lehrpersonen, denen wir nicht widersprechen sollen, und uns werden Egoismus und Konkurrenzverhalten anerzogen. Durch Stress, Benotung, lange Schultage, Ärger mit den Lehrer:innen und das frühe Aufstehen werden wir auf das spätere Arbeitsleben vorbereitet. Das alles dient dem Ziel, diese Dinge möglichst nicht mehr zu hinterfragen, die Schikane des Chefs bloß zu ertragen und unsere Arbeitskolleg:innen als Konkurrent:innen zu sehen.
Unsere Zukunft als neue Arbeiter:innen im kapitalistischen Gesellschaftssystem sieht jedoch nicht gerade rosig aus. Wir befinden uns inmitten von Wirtschaftskrisen, die Preise steigen ins unermessliche, während die Löhne gar nicht oder kaum angehoben werden. Wir jungen Menschen werden in freiwilligen sozialen Jahren, in der Ausbildung oder in Praktika während des Studiums für kaum oder gar keinen Lohn als günstige Arbeitskräfte ausgebeutet. Seit der Eskalation des Kriegs in der Ukraine ist nun auch die Wehrpflicht für die nächste Generation wieder ins Gespräch gekommen. Dort haben wir die Wahl, den deutschen Imperialismus direkt bei der Bundeswehr zu unterstützen oder uns für einem Hungerlohn in sozialen Einrichtungen zu „engagieren“. Jede Krise trifft uns somit besonders hart und ist ein starker Angriff auf unsere Lebensbedingungen.
Die Jugend brennt für eine bessere Zukunft
Auf der einen Seite sind wir also bereits der Ausbeutung und Unterdrückung ausgesetzt, die das kapitalistische System uns als alternativlos verkaufen will. Auf der anderen Seite ist unsere Persönlichkeit im jugendlichen Alter aber noch nicht so gefestigt: Wir haben Wünsche und Träume für die Zukunft, unser Leben ist noch nicht so sehr in Stein gemeißelt wie vielleicht bei Erwachsenen und wir sind offener für Neues.
Deshalb müssen wir unseren Klassengeschwistern bereits so früh wie möglich die Perspektiven einer anderen Gesellschaft aufzeigen und sie für unseren gemeinsamen Kampf für eine sozialistische Welt gewinnen. Die Schulen als erster Berührungspunkt mit politischer Bildung sind für uns ein wichtiger Ort, an dem wir unsere politische Arbeit etablieren und politische Kämpfe führen müssen. Hier sollen wir mehr und mehr an das kapitalistische System gebunden werden. Nehmen wir den Herrschenden jedoch diesen Raum und machen die Schulen aus Stützen des kapitalistischen Systems zu politischen Kampffeldern gegen den Kapitalismus, dann werden wir gemeinsam eine neue Generation an Jugendlichen heranziehen, die den Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung bereits in den Schulen kennenlernt und weiterführen wird.
Die französische und griechische Arbeiter:innenjugend kann uns dabei ein Vorbild sein. Regelmäßig protestieren sie gegen die maroden Zustände ihrer Schulen, gegen Bildungsreformen ihrer Regierungen und Sparmaßnahmen und schrecken nicht davor zurück, diese Wut von den Schulen auf die Straßen zu tragen. Auch hier in Deutschland gilt es, diesen Kampfeswillen ganz bewusst in unsere Schulen und Klassenzimmer zu bringen und überall, wo wir Ungerechtigkeiten gegen unsere Klasse und uns Jugendliche sehen, Widerstand zu formieren.
Gründe, warum wir uns gegen die aktuelle Lage und unsere damit verbundene Situation wehren sollen, gibt es genug – und sie werden nicht weniger werden. Die Zukunft und die Art und Weise wie wir zusammenleben und wirtschaften betrifft uns Jugendliche am meisten. Daher ist es uns ein besonders großes Anliegen, dass wir für eine gerechte Welt kämpfen müssen, um eine lebenswerte Zukunft zu haben.