Ende Oktober organisierten wir als Internationale Jugend an der Humboldt-Schule in Leipzig eine Kampagne. Als Schüler:innen wehrten wir uns gegen den Besuch eines Jugendoffiziers der Bundeswehr.
Nach erfolgreichen Protestaktionen überzog die Schulleitung die Aktivist:innen und andere Schüler:innen mit Einzelgesprächen. Schulverweis-Androhungen, Akteneinträge und Elterngespräche. Letztlich konnten wir aber den großen Teil der Repression erfolgreich abwehren und dabei sogar noch mehr Schüler:innen in der Humboldt-Schule, in Leipzig und in anderen Städten Deutschlands erreichen. Dank der breiten Öffentlichkeit, der Petition und anderen Aktionen konnten wir Erfolge feiern.
Auch deswegen sind einige der Schüler:innen durch Deutschland gefahren und haben ihre Erfahrungen und Erkenntnisse nochmal einem breiten Publikum vorgestellt. Wir als klassenkämpferische Jugendorganisation haben folgende Schlüsse aus der erfolgreichen Kampagne für unsere Arbeit an Schulen gezogen:
1. Tageskämpfe und Systemfrage
Die Kampagne gegen den Besuch der Bundeswehr haben wir von Anfang an so geführt, dass unser Ziel dieses System zu überwinden als langfristige Lösung gegen Kriege und Aufrüstung benannt wurde. Dabei war es auf der einen Seite wichtig, alles gegen diesen Bundeswehrbesuch zu werfen, was ging und gleichzeitig trotzdem zu vertreten, dass dieser Kampf viel weiter gehen muss.
Durch den Bundeswehrbesuch und die Aktionen dagegen, wurde unser Klassenstandpunkt und der Kampf für eine friedliche Welt erst so wirklich greifbar für viele Mitschüler:innen. Gleichzeitig mussten wir, eben weil wir Sozialist:innen sind, auch umso entschlossener der Bundeswehr entgegentreten, weil wir verstehen, dass so ihre Militarisierung und Vorbereitung auf den nächsten Krieg abläuft.
Dadurch, dass wir dieses System hinterfragt haben und die Abschaffung davon als einzige langfristige Lösung benannt haben, interessieren sich jetzt auch mehr Schüler:innen für unsere Ideen. Wir können deswegen sagen: 1.Wollen wir konkrete Kämpfe finden und entschlossen führen 2. Dürfen wir keine Angst haben unsere Ideen des Sozialismus vollständig zu vertreten und unsere Überzeugung nicht zu verstecken.
2. Reflexfähigkeit und Arbeit gegen die Schulleitung
In dieser Kampagne konnten wir eine Situation herstellen, in der die Schulleitung viel Autorität verloren hat. Wir konnten in- und außerhalb der Schule viele Leute auf unsere Seite ziehen und dagegen konnte die Schulleitung auch wenig machen. Mehr noch: je heftiger die Schulleitung reagierte, desto einfacher konnten wir andere davon überzeugen, dass diese ganzen Maßnahmen übertrieben waren und auch die Stimmung gegen die Bundeswehr weiter anfachen. Es kam zu Solidarität mit Tags auf den Schultoiletten, persönlichen Nachrichten oder Gesprächen mit den Aktivist:innen. Wir hatten eine bestimmte Zeit also die Möglichkeit, das politische Geschehen an der Schule maßgeblich zu bestimmen.
Das ist uns auch nur deswegen gelungen, weil wir es an vielen Stellen geschafft haben, schnell und konsequent auf die Schulleitung zu reagieren: Mit der Petition oder Insta-Posts usw. Hier die noch passenderen und schlagkräftigsten Mittel zu finden, war uns zwar nicht immer gelungen, man hätte den Schwung in der Schule noch mehr ausschöpfen können zum Beispiel
Trotzdem zeigt es: 1. Die Autorität der Schulleitung kann massenhaft untergraben werden 2. Mit schnellen und überlegten Aktionen können wir die Repression politisieren und den Schwung der spontanen Solidarität ausbauen 3. In die direkte Konfrontation zu gehen, ist nicht immer leicht, aber sehr wichtig.
3. Planung der Arbeit und Eskalationsstufen
Besonders wichtig war war eine planende Herangehensweise an die gesamte Kampagne. Sprich: sowohl im Vorhinein als auch während der Kampagne haben wir uns immer wieder hingesetzt, diskutiert und überlegt.
Im Vorhinein haben wir „Eskalationsstufen“ festgelegt. Also uns überlegt, was machen wir wann, mit welchen Kräften, um uns so mehr und mehr bekannt zu machen und schon mal Stimmung zu machen gegen die Bundeswehr. Vom anfänglichen Infotisch bis dann zur Konfrontation mit der Spontankundgebung auf dem Schulhof war dann alles dabei.
Dann, nach der Aktion, mussten wir umplanen hin zu einer Solidaritäts- und Antirepressionskampagne. Hier immer wieder zu schauen, was der Stand in- und außerhalb der Schule ist, wie wir weiter Öffentlichkeit schaffen können und so weiter, war wichtig, damit die Repression so politisiert werden konnte und immer wieder nach vorne getrieben werden konnte.
Deswegen: 1. Auch in hektischen Situationen ist es hilfreich, sich die Zeit zum Diskutieren und Überlegen zu nehmen 2. Durch die geplante Eskalation im Vorhinein, konnten wir den politischen Kampf nicht nur entfalten, sondern auch bewusst lenken.
4. Notwendige Kräfteverhältnisse
Was uns dabei und auch jetzt immer klarer geworden ist: Es braucht nicht viel, um Schulgespräch oder Stadtgespräch zu werden. Einige geplante Aktionen, ein paar Schüler:innen, die in die Konfrontation mit der Schulleitung gehen wollen und können und noch eine handvoll an Leuten außerhalb der Schule: das reicht, um in diesem Land Klassenkämpfe auszulösen!
Wir wollen deswegen euch nur noch mehr ermutigen, sich zu trauen und sich reinzustürzen. Durch die Kampagne in Leipzig konnten wir einige Sachen für unsere zukünftige politische Arbeit an den Schulen lernen. Wir als klassenkämpferische Jugendliche in Deutschland, müssen uns das nehmen, was uns am nächsten liegt: Erobern wir unsere Schulen und schaffen so eine klassenkämpferische, widerständige Jugendbewegung!