„Ich kann die schönsten Farben nicht mehr auseinanderhalten, den Wind der Stadt spüre ich nicht mehr auf meiner Haut, das Singen der Vögel hört sich stärker nach dem Ruf der Freiheit an.“
Das schrieb Ivana Hoffman in ihrem Abschiedsbrief an ihre Genoss:innen in Duisburg, als sie sich entschloss ein Teil der Revolution in Rojava zu werden. Doch wer war Ivana überhaupt? Und was bewegte sie dazu, in ein fremdes Land zu reisen um dort eine Revolution zu verteidigen?
Ivanas Leben in Deutschland
Ivana wurde am 1. September 1995 in Emmerich am Rhein geboren, und wuchs in Duisburg auf. Als schwarze lesbische Frau und Teil der Arbeiter:innenklasse war sie einer vielseitigen Unterdrückung in dieser Gesellschaft ausgesetzt. Dies bedeutete jedoch auch, dass sie eine vielseitige Befreiung zu gewinnen hatte.
Dies war vermutlich auch einer der Gründe, warum sie schon seit ihrer Jugend politisch aktiv war. Sie politisierte sich in der Bildungsstreikbewegung in Duisburg und wurde schnell zu deren Pressesprecherin gewählt. Zu dieser Zeit begann sie sich auch bei der sozialistischen Jugend-Organisation „Young Struggle“ zu organisieren. In ihrer politischen Arbeit war schon früh ihre Verbundenheit zum kurdischen Befreiungskampf zu spüren.
Das kurdische Volk wird seit über 100 Jahren systematisch unterdrückt und bis heute wird ihm kein Recht auf nationale Selbstbestimmung zugestanden. Stattdessen erstrecken sich die kurdischen Gebiete auf die Staatsgebiete der Türkei, Syrien, Iran und Irak. Vor 10 Jahren konnten sich die Kurd:innen in Rojava in Nordsyrien eine autonome Region erkämpfen und die Befreiung der Frau vorantreiben. Heute wird die kurdische Befreiungsbewegung besonders stark vom faschistischen türkischen Staat auf der einen und vom Islamischen Staat auf der anderen Seite angegriffen. Ende 2023 begann die Türkei eine Offensive und greift regelmäßig zivile Infrastruktur an.
Kampf für die Befreiung in Kurdistan
Mit 18 Jahren schloss sich Ivana der „Marksist Leninist Komünist Parti“ (MLKP) an und reiste im Jahr 2014 nach Rojava, um dort die demokratische Revolution gegen den IS und den türkischen Staat zu verteidigen. In ihrem Abschiedsbrief schrieb sie zu ihrem Entschluss:
„Ich habe einen Entschluss gefasst, ich habe Tage und Nächte mit den Gedanken in meinem Kopf gelebt und heute ist der Tag, an dem ich mit meinem Willen, der so stark ist wie die Strömung des Flusses Dîcle-Firat, den Schritt gehen werden“.
Zunächst führte Ivanas Weg in die Berge Kurdistans, wo sie im Kanton Cizîrê ein halbes Jahr lang sowohl eine militärische, als auch eine ideologische Ausbildung erhielt und verschiedene Aufgaben erledigte. 2014 reiste sie dann nach Rojava, ein selbstverwaltetes Gebiet in Westkurdistan, um dort die Revolution zu verteidigen.
Am 7. März 2015 fiel Ivana mit nur 19 Jahren unter dem Kampfnamen „Avaşin Tekoşin Güneş“ bei der erfolgreichen Verteidigung des Dorfes Til Temir gegen den Islamischen Staat.
Die Bedeutung von Ivanas Kampf für uns
Der Tag ihres Todes ist jedoch gleichzeitig auch der Tag, an dem sie unsterblich wurde. Denn so lange wir uns an Ivana erinnern, und ihre Geschichte erzählen, solange wir ihren Kampf weiterführen, lebt sie in unserem Kampf weiter. In ihrem Abschiedsbrief schrieb sie auch:
„Wenn ich zurück komme werde ich meine Genossen, mein Umfeld mit dem Kampfgeist und der Willenskraft anstecken, ich werde wie die schönsten Lieder sein und jeden in meinen Bann ziehen. Ich werde eine Guerilla voller Nächstenliebe und Hoffnung.“
Ivana ist niemals aus den Bergen Kurdistans zurückgekommen. Doch sie hat viel Menschen hier in Deutschland berührt und inspiriert. Sie entschloss sich dazu, ihr Leben der Revolution zu widmen und nicht nur sich selbst immer wieder zu revolutionieren, sondern auch ihr Umfeld zu revolutionieren und mit ihrem Kampfgeist anzustecken.
Sie hätte sich in ein „angenehmes“ bürgerliches Leben zurückziehen können, doch sie hat sich aktiv dagegen entschieden. Wir alle können uns ein Beispiel an ihrem Mut, ihrem Kampfgeist und ihrer Willensstärke nehmen. Ivana war eine Internationalistin. Ivana war eine klassenkämpferische Jugendliche. Ivana war eine Kommunistin. Ihr Kampf war nicht umsonst und ihr Erbe tragen wir heute hier in Deutschland weiter.
Die ganze Broschüre findest du hier als PDF.