Einer der Hauptgründe warum junge Menschen heute zur Bundeswehr gehen ist das Versprechen, dort eine Ausbildung zu bekommen, einfacher studieren zu können und einen sicheren und gut bezahlten Job zu haben.
Regelmäßig startet die Armee Werbekampagnen, die genau darauf abzielen das zu vermitteln: Teamwork, gute Bezahlung und Respekt sei was die Arbeit beim Bund ausmachen würde.
Die Realität sieht aber anders aus:
Immer wieder macht die Bundeswehr Schlagzeilen mit ihrer autoritären und übergriffigen Kultur, in der regelmäßiger Missbrauch von Soldaten der unteren Ränge vorkommt. Besonders schikanöse Aufnahmerituale geraten immer wieder an die Öffentlichkeit.
Ein Beispiel dafür sind die Gebirgsjäger, wo es eine ganze Reihe solcher Skandale gab: Rekruten wurden beim „Fuxtest“ gezwungen rohe Schweineleber zu essen und bis zum Erbrechen Alkohol zu trinken, beim Ritual „Jukebox“ wurde man in einen Spind eingesperrt und umhergestoßen, während man bestimmte Lieder singen musste, es gab noch weitere, zum Beispiel eines unter dem Namen „Rotarsch“, dass wir hier nicht beschreiben wollen. Diese Missbrauchsrituale sind dort Alltag, sie sind den Vorgesetzten bekannt geduldet, wenn nicht sogar gewünscht.
Der verantwortliche Hauptmann eines Fallschirmspringer-Bataillons der Bundeswehr in Zweibrücken wurde nach Bekanntwerden eines heftigen Missbrauchs-Fall zu gerade einmal 2000 Euro Geldstrafe verurteilt – weiter nichts.
Patriarchale und rassistische Übergriffe
2017 wurden in Baden-Württemberg zwei Ausbilder nur zum KSK versetzt, nachdem bekannt wurde, dass sie eine Soldatin gezwungen hatten an einer Stange zu tanzen, sich auszuziehen, abtasten zu lassen und davon auch noch Fotos anfertigten.
Frauen haben es dort generell sehr schwer: 55% der befragten Frauen gaben bei einer Bundeswehr-eigenen Studie an, dass sie mindestens einmal auf der Arbeit sexuell belästigt wurden. Und das dürfte nur die Dunkelziffer sein.
Auch Rassismus ist, ohne Überraschung, allgegenwärtig in einer Armee die keinen längeren Zeitraum ohne bekanntwerden neuer Nazi-Netzwerke bis hin zum rechtsterroristischen Kreuz-Netzwerk auffällt.
Kritik an diesen Umständen – das wird in der „Kameradschaft“ nicht geduldet, sondern im Zweifel hart bestraft.
Das alles geht nicht spurlos an den Soldat:innen vorbei. Der Anteil der psychischen Erkrankungen liegt weit höher als in der Zivilbevölkerung – obwohl die meisten Betroffenen auch nicht an Kampfhandlungen beteiligt waren. Während nur 37 Bundeswehr-Soldaten bei Gefechten und Anschlägen umgekommen sind, nahmen sich tausende Soldat:innen im Dienst selber das Leben.