Gemeinsame Erklärung von der Internationalen Jugend, dem Frauenkollektiv, dem Studikollektiv und dem Solidaritätsnetzwerk
Vor 150 Jahren nahmen die Arbeiter:innen in Paris das gesellschaftliche Geschehen in die eigenen Hände. Die Pariser Kommune war geboren. Auch heute noch können wir aus der Kommune lernen!
Was war die Pariser Kommune?
Heute, vor 150 Jahren, am 18. März 1871, entstand die Pariser Kommune. Sie gilt als erster Versuch des Ausbruchs der Arbeiter:innenklasse aus dem Kapitalismus. Diesen Versuch wollen wir mit dieser Erklärung würdigen, denn in unseren tagtäglichen Kämpfen erleben wir, dass die Probleme mit denen wir ständig konfrontiert werden vielfältig sein können. Mal ist es der:die Chef:in, das Jobcenter, der:die Vermieter:in oder andere Strukturen, die uns an unser Existenzminimum und in den Wahnsinn treiben. In all diesen Problemen steckt System: der Kapitalismus. Darum ist es wichtig, einen Blick auf vielleicht alt wirkende Kämpfe zu richten, um aus ihnen zu lernen. Dafür ist das 150. Jubiläum der Pariser Kommune ein gutes Beispiel.
Zur damaligen Zeit herrschte ein uns heutzutage unvertrautes Bild: die preußische und die französische Politik waren sich feindlich gesinnt. Es herrschte Krieg zwischen diesen beiden Ländern. Das preußische Heer gelang es die französische Armee immer weiter zurückzudrängen, sodass die militärische Stärke der französischen Armee enorme Verluste einfuhr. Schließlich entschloss sich die französische Politik dazu Arbeiter:innen in ihr Heer zu locken – mit mehr Lohn. Daraufhin entstanden neue bewaffnete Feldheere, die gegen das preußische Heer in den Krieg ziehen mussten. Nach einem ausgehandelten Waffenstillstand mit Preußen gaben sich die Arbeiter:innen aber nicht mit der Politik ihres Landes zufrieden. Es war zu viel Blut geflossen und die Repräsentanten der Regierung waren Monarchen, wie Napoleon III., oder entstammten dem Hochadel. Außerdem spielte die Kirche noch eine große Rolle in der Politik. So schlossen sich die Arbeiter:innen in Paris zusammen und stürmten die Verwaltungs- und Militärgebäude.
Da sich die Arbeiter:innen nun selbst organisieren konnten, standen umfassende Veränderungen auf dem Programm, die wir bis heute unterstützen und fordern: es geht um Erlasse über rückfällige Mieten, Frauenrechte, Abschaffung des Pfandsystems, Verbesserung der Arbeitsverhältnisse und des Bürokratismus. die das Leben der Arbeiter:innen um ein vielfaches vereinfachten.
Das traurige Ende der Pariser Kommune bestand letztendlich darin, dass die Arbeiter:innen zögerten, die Macht im Staat zu sichern und sich nur auf die Stadt Paris konzentrierten. So hat der Sturm auf den Regierungssitz in Versailles nicht stattgefunden. Daraufhin verbreitete die französische Regierung ihre eigene Propaganda, die die Kommune mit Lügen und Verleumdung überzog. Außerdem vereinbarten sie einen Deal mit dem damaligen preußischen Kanzler Otto von Bismarck, der hunderttausende Kriegsgefangene freiließ, um die geschwächte französische Armee wieder aufzustocken.
Die französische Regierung rächte sich daraufhin mit einem grausamen Gemetzel an der Arbeiter:innenklasse.
Was bedeutet das für uns heute?
150 Jahre nach der Machtübernahme der Arbeiter:innen in Paris können wir noch immer aus diesem historischen Ereignis lernen. Sie ist nur ein herausragendes Beispiel dafür, welche Kraft wir entwickeln können, wenn wir auf unsere eigene Kraft vertrauen.
Wir sind nicht dazu verdammt, uns unser Leben lang von Chefs, Ämtern, Vermieter:innen und Politiker:innen und ihren Angriffen auf unsere Rechte und unseren Lebensstandard auszuliefern.
Gerade in Zeiten des Ausnahmezustands, des massiven Ausbaus des Staatsapparats im Schatten der Pandemie und dem Verlust hunderttausender Existenzen in der Wirtschaftskrise ist das besonders wichtig.
Die Pariser Kommune zeigt, dass eine gerechtere Gesellschaft möglich ist. Wenn wir, Arbeiter:innen, Frauen, LGBTI+ Personen, Erwerbslose, Studierende und Schüler:innen unser Schicksal in die eigene Hand nehmen, können wir sie erreichen.
Dabei dürfen wir nicht auf Stellvertreter:innen vertrauen. Spätestens mit ihrem Krisenmanagement haben die Regierenden sowieso bewiesen, dass sie sich nicht uns scheren. Unser Weg kann nur die Selbstorganisierung in Stadtteil, Betrieb, Schule und Universität sein. Den Angriffen von oben müssen wir unsere Solidarität entgegenstellen.
Heute, 150 Jahre nach der Geburtsstunde der Pariser Kommune, kann es für uns nur heißen, den Weg der Kommune weiter zu gehen und für unsere Rechte und Interessen einzutreten!